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5. Karl der Große.
(768—814)
1. Seine Jugend.
Sein Vater war der König Pipin der Kleine. In feiner Jugend mußte Karl fechten, schwimmen, turnen und reiten lernen. Die wildesten Rosse mußte er tummeln und bändigen. So wuchs er als ein kühner, starker und tapferer Jüngling zum Manne
Karl der Große.
heran. Am Abende erzählte die fromme Mutter Bertrade den Kindern Heldensagen, Legenden und biblische Geschichten und pflanzte dadurch Frömmigkeit und Tugend in die jungen Herzen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl
In dieser Schlacht rettete der treue Stallmeister Froben dem Kurfürsten das Leben. Der Kurfürst ritt einen Schimmel. Das wußten die Feinde und schossen deshalb immer nach demselben. Froben bemerkte es und sprach zu dem Kurfürsten: „Gnädiger Herr, nehmen Sie meinen Braunen, der Schimmel ist gar zu luild, ich will ihn etwas zureiten." Der Kurfürst merkte die Absicht des treuen Froben nicht und gab ihm den Schimmel. Kaum hatten sie getauscht, da fiel Frobeu, von feind-
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
licher Kugel getroffen. „Ach, war das so gemeint!" ries der Kurfürst dem sterbenden Helden zu, und feilte Augen wurden naß von Rührung über diese Treue.
Der große Kurfürst starb im Jahre 1688. Er hatte 48 Jahre lang das Kurfürstentum gut regiert.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Pferde wurden unter Friedrich tot geschossen und ein drittel verwundet. Friedrich selbst wurde von einer Kugel getroffen. Aber die goldene Tabaksdose " in der Westentasche ließ sie nicht in die heldenmütige Brust eindringen. In demselben Jahre wurde dazu noch ein preußisches Heer von 12000 Mann in Sachsen gefangen genommen.
Auch 17 60 begann wieder unglücklich, indem ein preußisches Heer von 8000 Mann im Erzgebirge teils niedergehauen, teils gefangen wurde.., Bei Liegnitz und Torgau siegte Friedrich wieder über die Österreicher.
Nach zt»ei Jahren war ganz Europa des Krieges müde. Auf dem Jagdschlösse zu Hubertsburg bei Dresden wurde 1763 der Friede geschlossen. Friedrich behielt Schlesien.
3. Friedrich im Frieden.
Friedrich war groß als Krieger, aber auch als Vater seines Volkes und Landes. Nach dem siebenjährigen Kriege verteilte er Korn unter seine armen Landleute. Er gab den Bauern 35,000 Pferde, um das Feld zu bebauen. Nach Schlesien gab er 9,000,000 Mark; Pommern und Brandenburg erhielten 4,200,000 Mark; Preußen bekam 2,400,000 Mark. Außerdem wurden in mehreren Landesteilen auf längere Zeit die Steuern nachgelassen.
Friedrich ließ Kanäle und Straßen bauen. Die abgebrannten Dörfer wurden wieder aufgebaut. Überall trat Wohlstand und Zufriedenheit ein.
Das Volk liebte den alten Fritz, weil er so gerecht und freundlich gegen alle war. Deshalb -war auch große Trauer, als er 1786 starb.
Wiederholungsfragen.
Wann ist Friedrich Ii. geboren? Wie ließ der Vater ihn erziehen? Welche Beschäftigungen liebte Friedrich besonders? Wann trat er die Regierung an? Welche Kriege führte er? Welche Schlachten gewann er im siebenjährigen Kriege, welche verlor er? Wie zeigte sich Friedrich nach dem Kriege als Vater seines Volkes? Wann starb er?
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Liegnitz Torgau Europa Dresden Brandenburg
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Kaum aber hatten sie getauscht, da siel der edle Frobeu vom Pferde herab.
Eiue Kugel hatte ihu tötlich getroffen.
6. Der Kurfürst hatte einen Feldmarschall. der ein großer Kriegsheld
war. Dieser hieß Derffliuger. Derffliuger war, so erzählt mau, in seiner
Jugend Schueidergeselle. Als solcher kam er auf seiner Wanderung einst an
die Elbe, um sich übersetzen zu lassen. Weil er aber kein Geld hatte, wies
ihn der Fährmann zurück; Kriegsleute jedoch fuhr er unentgeltlich hinüber.
Da warf Derfflinger sein leichtes Bündel in den Fluß und wurde Soldat.
Weil er in allen Schlachten des 30 jährigen Krieges und auch unter dem
Großen Kurfürsten tapfer mitfocht, stieg er bis zum Feldmarschall empor.
7. Der Große Kurfürst hatte in seinen letzten Regiernngsjahren ein
großes, tapferes Heer. Er erwarb Hinterpommern, Magdeburg, Halberstadt
und Minden und machte Brandenburg zu einem mächtigen Staate Deutschlands.
Deshalb erhielt Friedrich Wilhelm den Beinamen „der Große Kurfürst".
Er starb im Jahre 1688.
27. Die Kurfürstin Luise Henriette von Brandenburg, (gest. 1667)
1. Der Große Kurfürst hatte eine schöne und fromme Gattin, namens
Luise Henriette. Diese war ihrem Gatten in herzlicher Liebe zugetan
und begleitete ihn auf allen seinen Reisen und Kriegszügen; denn es war
ihr unerträglich, von ihm getrennt zu sein. Einst schrieb sie: „Ich will lieber
alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und bei ihm sein, als alle Bequem-
lichkeiten der Welt und ihn nicht sehen." Der Kurfürst erwiderte diese innige
Liebe und hörte auch oft in wichtigen Dingen, z. B. bei Bestrafung von
Verbrechern, auf ihren Rat.
2. Als rechte Landesmutter stand die Knrfürstin ihrem Gemahl treu
zur Seite, als es galt, die Wunden des Dreißigjährigen Krieges zu heilen.
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Extrahierte Personennamen: Derfflinger Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_Henriette_von_Brandenburg Luise_Henriette
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meinen Eltern, meinem Lande nrib meiner Ehre schuldig bin!“ Bald darauf
verließ der tugendhafte Jüngling Holland.
2. Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm, ein Nachkomme Friedrichs I.,
erst 20 Jahre alt, den Thron seiner Väter. Der 30 jährige Krieg war damals
noch nicht beendigt. Die Feinde hielten Brandenburg zum Teil noch besetzt.
Viele Städte und Dörfer waren zerstört, weithin sah man kein Haus mehr.
Unzählige Bewohner des Landes waren von den Feinden getötet worden.
Die noch Lebenden aber waren meist Bettler, und die Jugend wuchs ohne
Unterricht ans. Der junge Kurfürst hatte eine schwere Aufgabe, aber er
verzagte nicht.
3. Zunächst verbesserte und vergrößerte Kurfürst Friedrich Wilhelm
sein Heer und vertrieb damit die Feinde ans seinem Lande, Als dann im
Jahre 1648 Friede geschlossen wurde, sorgte er mit großem Eifer für seine
Untertanen. Er ließ Städte und Dörfer bauen und Saatkorn, Vieh und
Ackergeräte unter die Bauern verteilen. Jeder Landmann mußte einen Garten
hinter seinem Hanse anlegen. Bevor er heiratete, mußte er wenigstens sechs
Obstbünme pfropfen und sechs Eichbäume pflanzen. Ans Holland und der
Schweiz ließ der Kurfürst Ansiedler kommen, die die menschenleeren Gegenden
bevölkerten. Auch gründete er Kirchen und Schulen, legte Fahrstraßen und
Brücken an und ließ die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelms-
Kanal verbinden.
4. Als die Franzosen einst in der Pfalz einfielen, zog Friedrich
Wilhelm dahin, um sie zu vertreiben. Da hetzte der König von Frankreich
die Schweden gegen ihn ans. Während der Kurfürst mit seinem Heere am
Rheine stand, fielen die Schweden unerwartet in Brandenburg
ein und brannten und raubten. Da keine Soldaten im Lande waren, be-
schlossen die wackern Bauern Brandenburgs, sich selbst zu helfen. Sie schrieben
auf ihre Fahne: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm
Kurfürsten mit Leib und Blut“ und zogen mit Spießen, Heugabeln, Dresch-
flegeln und Sensen gegen den Feind. Leider konnten sie ihn aber nicht ver-
treiben. — Als Friedrich Wilhelm von dem Einfall der Schweden erfuhr,
eilte er mit seinem Heere in die Heimat und stieß im Jahre 1675 bei
Fehrbellin, nordwestlich von Berlin, auf die zweimal so starken Feinde.
Dort angekommen, rieten ihm die Generäle von einer Schlacht ab, weil die
Soldaten noch ermüdet seien. Der Kurfürst jedoch stellte sich an die Spitze
seines Heeres, rief: „Getrost, Soldaten, ich will siegen oder mit euch sterben!“
und griff den Feind an. Mit gezogenem Degen sprengte er den Seinen voran
und focht mitten im dichtesten Kugelregen. Die Brandenburger kämpften mit
Löwenmut, und bald eilten die Schweden in wilder Flucht davon. Über
diesen glänzenden Sieg staunte alle Welt.
5. Während der Schlacht bei Fehrbellin ritt der Große Kurfürst, wie
die Sage erzählt, einen Schimmel. Dies wußten die Feinde und schossen
fortwährend ans ihn, so daß er in großer Lebensgefahr war. Als Froben,
sein Stallmeister, dies merkte, beschloß er, sein eignes Leben zu opfern, um
das seines Herrn zu retten. Er gebrauchte eine List und rief dem Kurfürsten
zu: „Herr Kurfürst, euer Schimmel ist scheu, besteigt meinen Braunen!“
Dieser merkte die Absicht Frobens nicht und ging auf den Tausch ein.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Holland Brandenburg Holland Frankreich Schweden Rheine Brandenburg Brandenburgs Schweden Fehrbellin Berlin Schweden Fehrbellin
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umringten rasch die Anhöhe, damit der König nicht entfliehen könne; sie
freuten sich schon im voraus, ihn als Gefangenen nach Paris zu bringen.
Friedrich tat, als merke er die Gefahr nicht und aß mit seinen Soldaten
ruhig zu Mittag. Plötzlich — es war gegen 3 Uhr — gab er Befehl zum
Angriff. In wenigen Augenblicken stand das Heer schlagfertig da. Der
tapfere und fröhliche General Seidlitz warf seine Tabakspfeife hoch in die
Luft und sprengte mit seinen Reiterscharen mitten unter die erstaunten Fran-
zosen. Alles wurde über den Hansen geworfen. Als dann anch der König
sein Fußvolk im Sturmschritt gegen den Feind führte, kam ein großer Schrecken
unter die hochmütigen Franzosen. Sie warfen Flinten und Tornister weg,
eilten in wilder Flucht davon und machten vor Angst erst am Rheine halt.
Die ganze Schlacht hatte nur zwei Stunden lang gedauert. Ganz Deutsch-
land jubelte über diesen herrlichen Sieg und sang:
„Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren*) und Franzosen."
Friedrich hatte jedoch nicht lange Ruhe. Schon im nächsten Monat
stand er bei Lenthen, unweit Breslau, mit 32000 Mann 90000 Öster-
reichern gegenüber. Letztere verspotteten das Feindlein. Die Preußen ver-
zagten aber nicht; sie vertrauten ans Gott und sangen fromme Lieder. Dies
wollte ihnen ein Offizier verbieten. Der König sagte jedoch: „Laß er das!
Mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Und
Friedrich hatte recht. Nach heldenmütigem Kampfe wurden die Österreicher
in die Flucht geschlagen. Voll Dank gegen den Allmächtigen sangen die
Sieger in dunkler, kalter Winternacht mitten auf dem Schlachtfelde: „Nun
danket alle Gott!"
Das Glück war jedoch nicht immer auf Friedrichs Seite; anch die
Feinde siegten zuweilen. Im Jahre 1758 lagerte Friedrich mit seinem Heere
dicht vor dem österreichischen Lager bei Hochkirch, nicht weit von Bautzen.
Die preußischen Krieger schliefen sorglos; nur General Zieten hatte seine
Husaren nicht absatteln lassen. Da schlichen sich die Österreicher heran und
überfielen plötzlich in dunkler Nacht ihre Feinde. Halb angekleidet und schlaf-
trunken eilten die Preußen zusammen. Stundenlang kämpfte erbittert Mann
gegen Mann. Oft erkannte man die Kämpfenden nicht; mancher fiel deshalb
von Freundeshand. Besonders tapfer kämpfte Zieten mit seinen Husaren.
Doch alles half nichts; Friedrich wurde besiegt. In größter Ordnung zog
er sich am Morgen mit seinem Heere zurück.
Nach einer andern Niederlage war der König recht mutlos geworden.
Der tapfere Zieten suchte ihn zu trösten. Da fragte Friedrich ihn: „Hat
er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?" Zieten erwiderte:
„Nein, Majestät, nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht!"
Der fromme General behielt recht: Gott verließ den großen Friedrich nicht.
Die Verbündeten der Österreicher verloren zuletzt die Lust am Kriege. Maria
Theresia aber sah ein, daß sie allein Friedrich -nicht überwältigen tonnte.
Sie schloß deshalb im Jahre 1763 mit ihm den Frieden zu Hnbertnsbnrg.
Friedrich der Große behielt Schlesien. Unter stürmischem Jubel der Be-
*) Panduren sind ungarische Fußsoldaten.
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TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Seidlitz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rheine Breslau Friedrichs Hochkirch Bautzen
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bald nach dem Wegzug von Moskau treulos verlassen und war in einem
warmen, ausgepolsterten Schlitten entflohen.
4. Nachdem Napoleons Heer fast völlig vernichtet war, rief Friedrich
Wilhelm Iii. sein Volk zu den Waffen. Da eilten Knaben, Jünglinge,
Männer und Greise herbei, um für die Freiheit des Vaterlands zu kämpfen.
Ja selbst einzelne Mädchen traten in Männerkleidnng in die Reihen der
Streiter. Alle waren entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben. Wer
nicht mitziehen konnte, half auf andre Weise. Kinder brachten ihre Spar-
pfennige, Dienstboten gaben ihr Scherflein. Goldene Dosen und silberne
Löffel, Hemden und Strümpfe, Pferde und Hafer, überhaupt alles, was
Wert hatte, wurde abgegeben. Goldene Trauringe wurden zu Tausenden
gegen eiserne eingetauscht. Ferdinande von Schmettan, 16 Jahre alt, hatte
nichts zu geben. Da opferte sie ihr schönes, reiches Haar. Aus diesem
wurden Uhrbänder und Ringe hergestellt; deren Verkauf brachte mehrere
hundert Taler ein.
5. Um den Feind leichter zu überwinden, verband sich Friedrich Wilhelm Iii.
mit dem Kaiser von Rußland und dem Kaiser von Österreich. Als Napoleon
dies erfuhr, sammelte er rasch in Frankreich ein neues, großes Heer und zog
gegen die Verbündeten. Am 16., 18. und 10. Oktober kam es bei Leipzig
zu einer Schlacht, in der 300000 Verbündete gegen 200000 Franzosen
kämpften. Während dieser Völkerschlacht erbebte die Erde vom Kanonendonner,
und in den Häusern der Umgegend zersprangen die Fensterscheiben. Der Ober-
befehlshaber der Preußen war Blücher, ein Greis an Jahren, ein Jüngling
an Tatkraft. Blücher kämpfte wie ein Löwe und seine Truppen stürmten
todesmutig voran. Reihenweise wurden sie jedoch niedergeworfen : die Leichen
lagen stellenweise so hoch, daß die Kämpfer kaum darüber hinwegkommen
konnten. Lange schwankte der Sieg hin und her. Endlich aber wurde
Napoleon I. geschlagen, und in wilder Flucht eilten die Franzosen dem
Rheine zu. Als die drei Monarchen die Siegesbotschaft erhielten, fielen sie
auf ihre Kniee nieder und dankten dem allmächtigen Gott. Auf dem Markt-
platz in Leipzig umarmte der Kaiser von Rußland den alten Blücher und
sagte: „Mein lieber General, Sie sind der Befreier Deutschlands!" Blücher
erwiderte: „Majestät, ich habe nur meine Schuldigkeit getan; meine braven
Soldaten aber haben mehr vollbracht."
6. In der Schlacht bei Leipzig wurden einem preußischen Soldaten
beide Beine zerschmettert. Man trug den Schwerverwnndeten in einen Graben
und verband ihn. Der Feldprediger hörte vom Arzte, daß der Unglückliche
nur noch wenige Minuten leben werde. Er ging deshalb zu ihm, tröstete
ihn au§ Gottes Wort und sagte zu ihm: „Du stirbst einen schönen Tod
für König und Vaterland!" Der Verwundete erwiderte: „Ich danke Ihnen
für ihren Trost. Erlauben Sie mir noch eine Frage und versprechen Sie
mir, diese gewissenhaft zu beantworten." Der Geistliche versprach ihm dies.
Darauf sagte der Soldat: „Sagen Sie mir, ob wir die Schlacht gewinnen
werden." „Ja, mein Sohn", antwortete der Prediger, „der Sieg ist unser.
Deine Kameraden rücken vor, der Feind zieht sich zurück!" „Dann will ich
gerne sterben; gottlob, Preußen ist frei!" rief der Brave, zog seine Mütze
über die Augen und entschlief nach wenigen Minuten.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon_I. Blücher
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Auflagennummer (WdK): 3
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Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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entstand der unglückliche Krieg mit Napoleon I. Prinz Wilhelm mußte mit
seiner Mutter und mit seinen Geschwistern nach Ostpreußen fliehen. In
seinem 13. Lebensjahr traf ihn ein harter Schlag: Er verlor seine heiß-
geliebte Mutter durch deu Tod. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig durfte
er mit in den Krieg nach Frankreich ziehen. Um einen Auftrag seines Vaters
auszuführen, ritt er daselbst einmal kaltblütig durch den dichtesten Kugelregen;
dafür erhielt er von seinem Vater und von dem Kaiser von Rußland je
einen Orden. Im Jahre 1815 fand seine Konfirmation statt. Hierbei
versprach der fromme Prinz, soviel als möglich Gutes zu tun und auch deu
geringsten Menschen Liebe und Vertrauen entgegenzubringen. Danach wurde
er mit Leib und Seele Soldat.
2. Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit der Prinzessin
Augusta von Sachsen-Weimar. Diese Ehe wurde durch einen Sohn,
den spätern Kaiser Friedrich Iii., und durch eine Tochter, die Großherzogiu
Luise von Baden, gesegnet.
3. Im Jahre 1857 mußte er die Regierung für seinen schwererkraukteu
Bruder übernehmen. Als dieser im Jahre 1861 gestorben war, bestieg er
im Alter von 64 Jahren als König Wilhelmi. den preußischen Thron.
4. Bald nach der Thronbesteigung Wilhelms I. starb der König von
Dänemark. Sein Nachfolger erklärte das Herzogtum Schleswig für eine
dänische Provinz. Da Schleswig jedoch stets ein deutsches Land gewesen
war, schickten der König von Preußen und der Kaiser von Österreich im
Jahre 1864 zwei Heere nach Schleswig-Holstein; sie sollten die Dänen
daraus vertreiben. Nachdem die Österreicher die Feinde mehrmals besiegt
hatten, zogen sich letztere hinter die Düppeler Schanzen zurück. Diese wurden
von den Preußen sieben Wochen lang belagert und beschossen. Aber die
Dänen wichen nicht. Da — es war am 18. April 1864 — erstürmten die
Preußen die Schanzen. Ein Teil der Stürmenden kam hierbei an hohe
Pallisaden. Dadurch entstand ein Aufenthalt. Jeder Augenblick kostete
viel Menschenleben; denn von der Schanze herab wurde unaufhörlich unter
die Stürmenden geschossen. Da warf der Pionier Klinke, rasch entschlossen,
einen Pulversack gegen die Pallisaden und zündete ihn an. Sofort wurden
unter großem Krachen vier Pallisaden zertrümmert, und Klinke wurde weit
fortgeschleudert. „ Nun war der Weg frei. Eilig stürmten die Tapfern durch
die gewonnene Öffnung weiter und schon nach wenigen Minuten wehte die
preußische Fahne oben auf der Schanze. Der heldenmütige Klinke aber starb
bald darauf den Tod fürs Vaterland. Nach der Erstürmung der Düppeler
Schanzen flohen die Dänen nach der Insel Alsen. Doch auch hier konnten
sie sich nicht lange halten. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni fuhren
die Preußen heimlich auf Booten nach Alsen hinüber und nahmen 3000 Dänen
gefangen. Der Rest eilte auf Schiffen davon. Nun mußten die Dänen
Frieden schließen und Schleswig-Holstein au Preußen und Österreich abtreten.
5. Zwischen deu Preußen und den Österreichern entstanden wegen
Schleswig-Holstein bald Streitigkeiten, die im Jahre 1866 zum Deutschen
Kriege führten., Mit Preußen verbanden sich Mecklenburg, Oldenburg, Brauu-
schweig, mit Österreich Hannover, Hessen-Nassau, Frankfurt a. M. Die
Preußen überschritten rasch die böhmische Grenze und besiegten die Öfter-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Wilhelm Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Luise_von_Baden König_Wilhelmi Wilhelms_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Frankreich Sachsen-Weimar Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Oldenburg Hessen-Nassau Frankfurt
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
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was ich meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig bin!" Bald
darauf verließ der tugendhafte Jüngling Holland.
2. Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm, erst 20 Jahre alt, den
Thron seiner Väter. Der 30 jährige Krieg war damals noch nicht beendigt.
Die Feinde hielten Brandenburg zum Teil noch besetzt. Viele Städte und
Dörfer waren daselbst zerstört, weithin sah man kein Haus mehr. Unzählige
Bewohner der Mark waren von den Feinden getötet worden. Die noch
Lebenden aber waren meist Bettler, und die Jugend wuchs ohne Unterricht
auf. Der junge Kurfiirst hatte eine schwere, schwere Aufgabe, aber er ver-
zagte nicht.
3. Zunächst verbesserte und vergrößerte Kurfürst Friedrich Wilhelm
sein Heer und vertrieb damit die Feinde aus seinem Lande. Als dann im
Jahre 1648 Friede geschlossen wurde, sorgte er mit großem Eifer für seine
Unterthanen. Er ließ Städte und Dörfer bauen und Saatkorn, Vieh und
Ackergeräte unter die Bauern verteilen. Jeder Landmann mußte einen Garten
hinter seinem Hause anlegen. Bevor derselbe heiratete, mußte er wenigstens
sechs Obstbäume pfropfen und sechs Eichbäume pflanzen. Aus Holland und
der Schweiz ließ der Kurfürst Ansiedler kommen, welche die menschenleeren
Gegenden bevölkerten. Auch gründete er Kirchen und Schulen, legte Fahr-
straßen und Brücken an und ließ die Oder mit der Spree durch den Friedrich-
Wilhelms-Kanal verbinden.
4. Als die Franzosen in der Pfalz einfielen, zog Friedrich Wilhelm
dahin, um sie zu vertreiben. Da hetzte der König von Frankreich die Schweden
gegen ihn auf. Während der Kurfürst mit seinem Heere am Rheine stand,
sielen die Schweden unerwartet in Brandenburg ein und brannten
und raubten. Da keine Soldaten im Lande waren, beschlossen die wackeren
Bauern Brandenburgs, sich selbst zu helfen. Sie schrieben auf ihre Fahne:
„Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserem Kurfürsten mit
Leib und Blut" und zogen mit Spießen, Heugabeln, Dreschflegeln und Senfen
gegen den Feind. Leider konnten sie ihn aber nicht vertreiben. — Als
Friedrich Wilhelm von dem Einfall der Schweden erfuhr, eilte er mit feinem
Heere in die Heimat und stieß im Jahre 1675 bei Fehrbellin, norstwestlich
von Berlin, auf die zweimal so starken Feinde. Dort angekommen, rieten
ihm die Generäle von einer Schlacht ab, weil die Soldaten noch ermüdet
seien. Der Kurfürst jedoch stellte sich an die Spitze seines Heeres, rief:
„Getrost, Soldaten, ich will siegen oder mit euch sterben!" und grisf den
Feind sofort an. Mit gezogenem Degen sprengte er den Seinen voran und
focht mitten im dichtesten Kugelregen. Die Brandenburger kämpften mit
Löwenmut, und bald eilten die Schweden in wilder Flucht davon, líber
diesen glänzenden Sieg staunte alle Welt.
5. Während der Schlacht bei Fehrbellin ritt der große Kurfürst, wie
die Sage erzählt, einen Schimmel. Dies wußten die Feinde und schossen
fortwährend auf ihn, so daß er in großer Lebensgefahr war. Als Froben,
sein Stallmeister, dies merkte, beschloß er, sein eigenes Leben zu opfern, um
das seines Herrn zu retten. Er gebrauchte deshalb eine List und rief dem
Kurfürsten zu: . „Herr Kurfürst, euer Schimmel ist scheu, besteigt meinen
Braunen!" Dieser merkte die Absicht Frobens nicht und ging ans den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Holland Brandenburg Holland Friedrich-
Wilhelms-Kanal Frankreich Schweden Rheine Brandenburg Brandenburgs Schweden Fehrbellin Berlin Schweden Fehrbellin
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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bcu Erde bis zur Spitze leiten. Die feinsten Würzelchen beim großen Eichbaum
saugen den Saft auf und führen ihn in den Stamm. Dieser leitet ihn in
die Aste und Zweige. Von den Zweigen erhalten die Zweiglein, Blätter. Blüten
und Früchte den Saft. Die Haarröhrchen sind also sehr nützlich; denn ohne
dieselben könnten die Pflanzen nicht gedeihen, könnte die Lampe nicht brennen.
Stellt man einen Ziegelstein mit dem einen Ende ins Wasser, so ist
infolge der Haarröhrchen-Anziehung bald der ganze Stein naß. Die Wände
der Häuser sind ans Ziegelsteinen. Die Feuchtigkeit mancher Wände ist eine
Folge der Haarröhrchen-Anziehung. Die Haarröhrchen-Anziehung wirkt also
auch schädlich. Um die Feuchtigkeit von den Wänden zurückzuhalten, versieht
man dieselben von draußen mit einer Schicht Cement oder mit Schiefer.
Cement und Schiefer haben keine Haarröhrchen und lassen deshalb keine
Feuchtigkeit hindurchdringen. Der Grund der Häuser wird nicht ans Ziegel-,
sondern ans Granitsteinen hergestellt. Diese haben keine Haarröhrchen und
leiten daher nicht die Feuchtigkeit ans der Erde in die Mauern.
6. Beharrungsvermögen. Ein fallender Stein bewegt sich, ein liegender
dagegen ruht. Ersterer befindet sich im Zustande der Bewegung, letzterer im
Zustande der Ruhe. Ein fliegender Vogel, ein laufender Knabe, ein fahrender
Wagen befinden sich im Zustande der Bewegung. Ein sitzender Vogel, ein
liegender Knabe, ein stehender Wagen befinden sich im Zustande der Ruhe.
Legt man ans ein Trinkglas ein Kartenblatt und ans letzteres ein Geldstück,
so fällt dieses in das Glas, wenn man das Kartenblatt mit dem Zeigefinger
wegschnellt. Das Kartenblatt und das Geldstück befinden sich zu Anfang
im Zustande der Ruhe. Ersteres wird dann plötzlich in Bewegung gesetzt,
letzteres nicht. Das Geldstück hat das Bestreben, im Zustande der Ruhe zu
verharren und macht daher die Bewegung des Kartenblattes nicht mit. Weil
es seine Unterlage verloren hat, fällt es in das Glas. Legt man einen
Schlüssel ans das eine Ende des Lineals und zieht dieses plötzlich zurück,
so fällt der Schlüssel zur Erde. Er macht die Bewegung des Lineals nicht
mit, sondern verharrt in dem Zustande der Ruhe, bis er fällt. Ein Körper,
welcher sich im Zustande der Ruhe befindet, hat das Bestreben,
in diesem Zustande zu beharren.
Wenn man ein mit Wasser gestilltes Glas bewegt und dann plötzlich
anhält, so setzt das Wasser die Bewegung fort und fließt über. Wenn ein
galoppierendes Pferd mit seinem Reiter stürzt, so fliegt ein ungeschickter Reiter
über den Kopf des Pferdes hinweg. Der Reiter und sein Pferd befinden sich
anfangs beide in sehr rascher Bewegung. Hernach hört die Bewegung des
Pferdes ans, die des Reiters aber nicht. Dieser hat das Bestreben, im Zu-
stande der Bewegung zu verharren und schießt deshalb, wenn er sich nicht
festhält, über den Kopf des Pferdes hinweg. Ein Körper, welcher sich
im Zustande der Bewegung befindet, hat das Bestreben, in diesem
Zustande zu beharren.
Das Bestreben der Körper, im Zustande der Ruhe oder im
Zustande der Bewegung zu beharren, nennt man Beharrungs-
vermögen. Ein Lastwagen ist schwer in Bewegung zu setzen, weil er das
Bestreben hat, iu der Ruhe zu beharren. Ein fahrender Wagen dagegen ist
schwer aufzuhalten, weil er das Bestreben hat, im Zustande der Bewegung
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